Errichtung von 8 Windkraftanlagen im VRG 3141 in der Gemarkung Dreihausen

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Waldinteressenten
sehr geehrte künftige Waldinteressenten

Im Oktober 2017 wurde die Dorfgemeinschaft Wermertshausen über die vorgesehene Nutzung der Vorrangflächen für Windenergie informiert.
Hierbei wurde auch darüber informiert, dass die Fa. WPD auf den Flächen der Waldinteressenten des VRG 3141 insgesamt 8 Windkraftanlagen errichten will.

Es ist allseits wohlbekannt, dass das Dasein der Waldbauern ursprünglich von harter körperlicher Arbeit und mäßigen Erträgen beim Verkauf der Früchte dieser Arbeit geprägt war. Im heutigen Zeitalter der maschinellen Holzernte ist die Arbeit zwar körperlich leichter geworden, muss aber natürlich, wie in jedem Wirtschaftsbetrieb, bezahlbar sein.
Gleichzeitig steigen die laufenden Kosten für die Beförsterung ihrer Waldgrundstücke um ein Mehrfaches der bisherigen Kosten – ein Dilemma.

Nun hat die Energiewende Ihnen wesentlich höhere Einnahmen zusätzlich zu den oben genannten zugesichert und zwar durch Verpachtung einzelner Parzellen, auf denen dann eine Windkraftanlage (WKA) errichtet werden soll. Die zugesicherten Einnahmen werden auf lange Zeit (20 Jahre und mehr) festgeschrieben, die Pflichten des Eigentümers der Parzellen zum Rückbau der WKA werden durch eine Rückbaukaution gesichert.
Das scheint zunächst die Lösung zu sein, den Wald wieder ertragreich und finanziell höchst attraktiv zu machen.

Wie so oft in der heutigen Zeit lohnt es sich jedoch, das unterbreitete Angebot kritisch zu hinterfragen. Ohne in Abrede stellen zu wollen, dass Sie das bei Ihrer Entscheidungsfindung getan haben, möchten wir im Folgenden ein paar Probleme aufzeigen.

Ihr Vertrag zur Sicherung der Grundstücke wird Angaben enthalten, wie hoch die zu erwartenden Einnahmen sein werden. Meist bieten die Projektierer solcher Windparks eine prozentuale Beteiligung der Nettoeinspeisevergütung an (zw. 6% und 8 %), garantieren aber gleichzeitig einen Sockelbetrag (ca. 35.000€) pro Jahr Vertragslaufzeit.
Hinsichtlich der zu erwartenden Leistung der WKA setzen die Projektierer einen zu hohen Betrag an, um das Angebot möglichst attraktiv zu machen. Sie gehen hierbei von 3000 – 3200 Volllaststunden aus und rechnen so die Netzeinspeisung künstlich hoch.
In der Realität sind jedoch in unserer Gegend nur 1600 bis maximal 1800 Vollaststunden möglich.¹

Weiterhin wird der Vertrag Angaben zum Rückbau einer solch gewaltigen Anlage enthalten. Der Betreiber der WKA hat die Pflicht nach §35 BauGB die Anlage nach dauerhafter Stilllegung auch zurückzubauen. Dieses wird im Allgemeinen über das Hinterlegen einer Bankbürgschaft oder über das Hinterlegen der Gesamtsumme auf ein Treuhandkonto gesichert. Hierzu gibt das Land Hessen in seinem Rückbauerlass² die Summe von 1000€ je Meter Nabenhöhe an, in manchen Verträgen werden auch konkrete Beträge, bezogen auf die installierte Leistung  (ca. 50.000€ je MW der Anlage), verdingt.
Die in Hessen veranschlagte Summe ist zu gering, bezogen auf eine Anlage, die 3,6MW leisten soll und 164,5m Nabenhöhe hat, sind Neubaukosten von rund 4,43 Mio € anzusetzen³. Die Rückbaukosten einer solch gewaltigen Anlage werden in einer Größenordnung von 10% liegen, d.h., sie würden heute 443.000€ betragen^4.

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Hierbei ist eine Entsorgung der ggf.in 20 Jahren als Sondermüll eingestuften Materialien (Neodym- Werkstoffe Generatormagnet, Glasfaserverbundwerkstoffe der Flügel) nicht eingerechnet. Da der Rückbau jedoch erst in 20 Jahren stattfinden wird, werden höhere Preise zu zahlen sein, die Preissteigerung wird durch den Baupreisindex dargestellt. Dieser beinhaltet die Preissteigerungen von Material und Arbeit hinsichtlich der Marktlage ^5.

 In den letzten Jahren kann man von einer Gesamtsteigerung von rd. 4% nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes ausgehen, Tendenz steigend.
Insgesamt belaufen sich die Rückbaukosten somit dann in 20 Jahren auf rd. 970.000 €.
Wenn man sich nun die Rückbaukosten anschaut und die gesetzlich geregelte Summe (hier 164.000€) ansieht, ist festzustellen, dass ein großer Teil der Kosten beim Eigentümer der verpachteten Gründstücke verbleibt.

Hierbei ist berücksichtigt, dass das Zinsniveau derzeit nur minimal ist, die Baupreise aber dennoch weiter steigen werden. Eine Gegenrechnung zeigt, dass, wenn sich die Baupreise um 4,63% verteuern, der Gewinn = 0€ beträgt. Das bedeutet für Sie, dass der versprochene Gewinn zu 100% für den Rückbau der Anlage gebraucht wird und Sie, je nach Baupreissteigerung, sogar noch draufzahlen müssen.

In der folgenden Grafik ist dies dargestellt:

Und dafür soll der schöne Wald, welchen Sie geerbt haben und den Sie an Ihre Nachkommen weitervererben werden, zum Industriegebiet umgewandelt werden?

Diese Rechnung geht nicht auf bzw. birgt für Sie als Eigentümer der Grundstücke nicht unerhebliche finanzielle Risiken.

Ganz zu schweigen von den weiteren Problemen, welche der ungebremste Ausbau der Windkraft für Gesundheit, Natur und Umwelt mit sich bringt.

Hierzu bitten wir Sie den offenen Brief von Waldbesitzern an Waldbesitzer aufmerksam zu lesen.

Diese Rechnung geht nicht auf bzw. birgt für Sie als Eigentümer der Grundstücke nicht unerhebliche finanzielle Risiken. Ganz zu schweigen von den weiteren Problemen, welche der ungebremste Ausbau der Windkraft für Gesundheit, Natur und Umwelt mit sich bringt. Hierzu bitten wir Sie den offenen Brief von Waldbesitzern an Waldbesitzer aufmerksam zu lesen. Ihre Entscheidung für eine zwar politisch gewollte, aber doch sehr fragwürdige Idee einer sogenannten „umweltfreundlichen“ Energieerzeugung Ihre Grundstücke herzugeben, bitten wir Sie zu überdenken.

1. http://windmonitor.iwes.fraunhofer.de/windmonitor_de/3_Onshore/5_betriebsergebnisse/1_volllaststunden/

2. Rückbauerlass Land Hessen

   https://service.hessen.de/html/files/erlass-aenderung_2013_endg_0.pdf

3. Deutsche Windguard; Kostensituation der Windenergie an Land in Deutschland, 2016,

   http://www.windguard.de

4. http://www.pontepress.de/pdf/u14_201605.pdf

5. Statistisches Bundesamt, Baupreisindizes http://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Preise/Baupreise/BauwirtschaftPreise.html